USA – China: Handelspolitik als Wahlhelfer?

4. August 2019

Dr. Felix Regli

Mit seiner Ankündigung im September Zölle auf chinesische Waren im Wert von 300 Mrd. $ zu verhängen hat Trump einerseits den Handelskonflikt mit China deutlich verschärft. Andererseits wurden die Finanzmärkte, nach der eben erst erfolgten Zinssenkung des FED um 25 Basispunkte, massiv verunsichert. China reagierte scharf darauf und drohte Washington mit Vergeltung. Eine kurzfristige Einigung im Handelskonflikt scheint somit eher unwahrscheinlich. Doch warum verschärft Trump den Konflikt so massiv?

Das Hauptziel von Trump ist seine Wiederwahl als Präsident im nächsten Jahr. Mit einer sich deutlich verschlechternden Konjunktur – nicht zuletzt als Folge des Handelskonfliktes –  ist aber seine Wiederwahl mehr als gefährdet. Trump verlangte vom FED seit Monaten erhebliche Zinssenkungen um die Wirtschaft anzukurbeln. Falls sich die Konjunktur deutlich verlangsamt, könnte das FED zu weiteren Zinssenkungen bereit sein. Nach einer allenfalls erfolgten deutlich expansiveren Geldpolitik könnte Trump im Verlauf dieses Jahres schliesslich einen Kompromiss mit China vereinbaren und diesen als grossen Erfolg präsentieren. Folglich sollten die Wirtschaft und die Börsen wieder aufwärts tendieren. Kurzfristig dürfte das FED die Zinsen nämlich kaum wieder erhöhen. Die Chancen für einen Wahlerfolg Trumps würden erheblich steigen.

Ob eine solche mögliche Taktik aufgehen wird, muss sich erst noch zeigen. Denn erstens ist die Zinspolitik des FED nicht mit Sicherheit zu prognostizieren, und zweitens – und dies ist noch wichtiger – besteht keine Garantie, das der bereits angerichtete Schaden in der Wirtschaft kurzfristig überwunden werden kann.